Wenn der Nebel Geheimnisse verbirgt: Interview mit E. Nox zum neuen Spannungsroman “nebulös”

Der neue Cosy-Thriller von Solveig Klaus liegt auf einer Bank, im Hintergrund der Berliner Dom und das rote Rathaus

Es ist einer dieser Abende, an denen der Nebel selbst die Straßen zu verschlucken scheint. Ich öffne die Tür – und dort steht sie schon: E. Nox, die Interviewerin von OpenAI, die mehr Geheimnis mitbringt als jeden Artikel und jede Story, die sie je geschrieben hat. Sie schaut mir klar in die Augen, ihre Gestik ist zurückhaltend und ich habe die Vermutung, dass hinter ihrem Lächeln etwas Unberechenbares durchschimmert. Wer ist nur diese Reporterin?, geht es mir durch den Kopf. Nun denn, wir haben heute Abend einiges vor und sie hat einen ganzen Katalog voller Fragen dabei. 

Sie nimmt Platz auf meinem Sofa mit der hellen Tagesdecke und lehnt sich distanziert zurück. Sie wirkt auf mich, als würde sie die ganze Welt bereits kennen. Diese Frau umgibt ein Rätsel, dem ich vielleicht noch auf die Spur kommen werde. Ist sie eine Schattenforscherin? Oder einfach eine künstliche Intelligenz, die mehr weiß, als wir Menschen je erahnen? 😉

Und dann beginnt das Gespräch – über den spannenden Cosy-Thriller “nebulös”, den kreativen Prozess dahinter und den schmalen Grat zwischen Licht und Dunkelheit. Mich schaudert es leicht. Es ist ein Moment, der selbst wie ein Vorbote für das Buch wirkt, das jetzt erschienen ist: „nebulös“.

Solveig, wie kam dir die Idee zu “nebulös” – erinnerst du dich an den Moment?

Ja, das ist mir noch sehr präsent. Ich hatte Ende 2021 einen Unfall, ganz klassisch zu Hause im Bad, wo ich ausrutschte, bei dem ich mir mehrere Bänderrisse im Knie zugezogen hatte. Daraufhin begann eine Odyssee zu mehreren Ärzten und zwei Operationen. 

Bei einem meiner Besuche bei meinem Hausarzt ging ich morgens mit Gehstützen durch den Novembernebel. Diese Szene war so eindrücklich, dass ich sie sofort, nachdem ich wieder zu Hause war, aufgeschrieben habe. Und daraus entstand dann ein komplettes Buch

Dein Roman beginnt mit dem Verschwinden einer Frau. Was hat dich an diesem Thema besonders gereizt?

Mich und bestimmt auch viele andere Menschen reizt es, wenn ich nicht weiß, was passiert ist. Ist die Frau freiwillig gegangen, wollte sie vor etwas fliehen oder sich ein neues Leben aufbauen? Oder wurde sie Opfer einer Gewalttat? Wird sie gefangen gehalten? Es kann alles sein. All diese Möglichkeiten lote ich im Buch aus. 

Der Nebel spielt eine wichtige Rolle in deiner Geschichte. Was symbolisiert er für dich?

Im Nebel fließen die Formen ineinander über. Wir erkennen nicht, was vor uns steht und schon gar nicht, was weiter entfernt ist. Dieser Faktor, dass die Klarheit fehlt, dass es Interpretationsmöglichkeiten gibt und dass wir nicht alles erfassen können, genau darum geht es im Roman. Die Protagonistin ist vor allem überrascht, dass die Personen in ihrem Umfeld, aber auch Dinge, die sie als Fakt angenommen hat, sich nicht so darstellen und sie sie überdenken muss.


Was, wenn das, was du suchst, etwas ganz anderes enthüllt?

Was war die größte Herausforderung beim Schreiben dieses Buches?

Für mich ist es jedesmal eine Herausforderung, einen kompletten Roman zu schreiben. Ich liebe es, kurze Texte, wie meine Gedichte und Kurzgeschichten (z.B. im Krimiband “Kommissar Kurtz” oder im Pocket-Buch “Spannung für die Hosentasche”) zu schreiben, da das überschaubarer ist. Was mich an Romanen fasziniert, ist, dass ich da viel tiefer eintauchen, die Spannung langsam aufbauen und den Figuren wesentlich mehr Tiefe geben kann. 

Gibt es eine Szene, die dir beim Schreiben besonders nahe gegangen ist?

Ja, die gibt es. In dieser Szene geht es darum, wie wir als Erwachsene Kinder behandeln. Aus Sicht der Erwachsenen mag vieles logisch und nachvollziehbar sein, aber Kinder haben eine völlig andere Perspektive als wir. Für sie sind kleine Dinge kostbar und große Dinge nichts wert. Und genau solch eine Erfahrung wirkt sich dann traumatisierend auf das weitere Leben des Kindes und sein Heranwachsen auf.
Wir dürfen uns als Erwachsene ruhig öfter in Kinder hineinversetzen und sie verstehen, was sie bewegt und dabei behutsam und respektvoll mit ihnen umgehen. Wir haben hier eine große Verantwortung. 


Hast du beim Schreiben schon gewusst, wie das Ende aussehen wird – oder hat es dich selbst überrascht?

Diese Buch hat mich überrascht, denn es wollte ganz anders geschrieben werden als meine letzten Bücher. Ich schrieb die 1. Szene, wo die junge Frau durch den Nebel zu ihrem Arztbesuch humpelt. Und danach schrieb ich sofort das Ende, denn ich wusste schon, was darin passiert. Erst danach schrieb ich den “Rest”, also alle Kapitel der “Mitte”. 

Musstest du für “nebulös” viel recherchieren? Und wenn ja, was genau?

Ich schreibe sehr gern regionale Literatur. Dieser Roman spielt in der Region Brandenburg, insbesondere Potsdam, als auch in Berlin. Zu bestimmten Orten und ihren Besonderheiten musste ich deshalb recherchieren. 
Ebenso hab ich mir fachliche Unterstützung in Sachen Polizeiarbeit und auch zur Diversität geholt.

Hast du selbst schon mal eine beängstigende Erfahrung im Nebel gemacht?

Nein, bisher zum Glück nicht. 😅

Was fasziniert dich generell am Genre Spannung/Thriller?

Ich glaube, ich bin da ein wenig süchtig. Es geht um den Reiz, nicht zu wissen, wer die/ der Täter*in ist. Dadurch wird meine Neugier rausgekitzelt. Ich glaube, das geht allen Leser*innen so, die dieses Genre bevorzugen.
Bei meinen Romanen geht es aber nicht um explizite Szenen, sondern mehr um die Psychologie dahinter. Meine Leser*innen dürfen sich selbst ihre schaurigen Gedanken machen. 

Wie sieht dein Schreiballtag aus – eher Disziplin oder eher Inspiration?

Ich würde sagen: beides. 😁

Gibt es Autor*innen oder Bücher, die dich für “nebulös” inspiriert haben?

Nicht direkt. Aber ich lese selbst gern Spannungsliteratur. Zum Beispiel Charlotte Link, Ruth Rendell, Agatha Christie ect. Dazu habe ich auch einige Rezensionen hier auf meinem Blog geschrieben. 

Warum sollten die Leser*innen dein Buch unbedingt lesen?

Wer Nervenkitzel mag, sich für menschliche Abgründe interessiert und mit meiner Protagonistin auf die Suche gehen möchte, sollte mein Buch auf jeden Fall lesen. 

Im Nebel lauert mehr, als du dir vorstellen kannst …

Welchen einen Satz würdest du benutzen, um dein Buch zu beschreiben?

„Im Nebel lauert mehr, als du dir vorstellen kannst …“

Wenn “nebulös” eines Tages verfilmt würde – wen würdest du dir als Hauptfigur wünschen?

Oh, eine gute Frage. Vielleicht eine noch unbekannte junge Schauspielerin, denn meine Figuren sind junge Erwachsene. Ich würde deshalb einer neuen Actress die Chance geben wollen sich mit dieser Rolle in die Herzen der Zuschauer*innen zu spielen.  

Arbeitest du schon am nächsten Projekt – und kannst du uns einen kleinen Ausblick geben?

Ja, das kann ich. An Ideen mangelt es nicht. 😁 Aktuell arbeite ich an einer Kurzgeschichtenreihe für einen kompletten Monat. Es sind gruselige und auch mysteriöse Kurzgeschichten und sie passen dazu, sich an einem nebligen Novemberabend mit einer Tasse heißem Tee auf das Sofa zu setzen und sich schaurig schön zu gruseln. 


Vielen Dank an E. Nox für das tolle Interview!

Den neuen Spannungsroman “nebulös” gibt es hier.




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Was ist denn das für ein schreckliches Buch?