Ruth Rendell schreibt ein „Urteil in Stein“

Das Buch von Ruth Rendell vor einem Lavendelgarten und im Hintergrund der blaulila Himmel

Dieses Buch hat mich noch eine Weile sprachlos hinterlassen. Ruth Rendall gelingt es hier eine Figur zu beschreiben, die aus verschiedenen Gründen nur rudimentär die schriftliche Sprache erlernt hat. Wie geht es einem Menschen, in diesem Fall einer einfachen Frau, die von einem Teil des gesellschaftlichen Lebens völlig ausgeschlossen wird? Von der Welt der Bücher, der Neuigkeiten in Tageszeitungen, der persönlichen Briefe, geschäftlichen Verträge und so vielem mehr.

Wie viel Scham diese Figur empfindet, zeigt ihr Verhalten. Sie versucht ihren Analphabetismus um jeden Preis zu verstecken, da sie nicht als ungebildet und dumm dastehen möchte. Natürlich findet sie Möglichkeiten ihr Unvermögen beim Lesen und Schreiben zu verschleiern. Sei es durch einen Verweis, dass sie ihre Lesebrille vergessen hat als auch durch die unwissentliche Hilfe durch lesende Mitmenschen.

Welche Angst und Komplexe muss die von Ruth Rendell skizzierte Frau haben?

Gleich von Anfang an ist klar, wer die Mörderin sein wird und trotzdem büßt der Roman dadurch kein wenig von seiner Spannung ein. Immer wieder tauchte in mir beim Lesen die Frage auf: wie kann diese einfache Frau, Eunice, zu einer mehrfachen Mörderin werden?

Genau darauf geht die Autorin detailgetreu ein. Wie kam die Frau in Kontakt mit der Familie, bei der sie als Haushaltshilfe angestellt wird? Die Familie, die sie im späteren Verlauf ermorden wird. Wie entwickelt sich das Verhältnis zu ihren Arbeitgebern? Hätte es an irgendeiner Stelle eine Wendung zum Besseren geben können?

Und weitere Fragen kommen auf. Wie muss ein Mensch gestrickt sein, um morden zu können. Welches Unrechtsbewusstsein muss er haben bzw. nicht haben? Wie viel Empathie ist nötig für ein soziales Miteinander? Und warum hat niemand in der Familie gemerkt, mit welchen Nöten ihre Haushaltshilfe zu kämpfen hat? Hätte man dort helfend eingreifen können?

Oder war das von vornherein zum Scheitern verurteilt?

Dieser Roman wird vom Daily Express als das wahrscheinlich beste Buch bezeichnet, das die Autorin je geschrieben hat.

Mich hat es gefangen genommen und ich las gefesselt die Geschichte um Eunice Parchman. Die mordende Haushaltshilfe in einem englischen Landhaus in der Nähe von Stantwich, Suffolk.

Fazit:

Wer Einblicke in die Psyche und in die Handlungen einer Person möchte, die ausgeschlossen von der schriftlichen Sprache ist und damit auch von sozialen Normen in der zivilisierten Gesellschaft, sollte dieses Buch lesen. Es ist tiefgründig und spannend zugleich.

Buch: Urteil in Stein
Autorin: Ruth Rendell
Preis: 12,90 € als Taschenbuch
Verlag: Goldmann (1. Januar 1998)
Seiten: 256 als Taschenbuch
Klappentext: Der großbürgerlichen Familie Coverdale fehlt eigentlich nur noch eine Haushaltshilfe zu ihrem Glück. Als sie die etwas unsympathische, aber tüchtige und genügsame Eunice engagieren, sind sie begeistert von ihrer Perle. Sie ahnen nicht, dass das Schicksal der Familie bereits besiegelt ist, denn mit Eunice haben sie sich den Tod ins Haus geholt.

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